In ihrem neuesten Projekt “To Commit to Memory” hat sich die Fotografin Lois Bielefeld über einen Zeitraum von zwei Jahren immer wieder in das Haus ihrer Eltern in Wauwatosa eingebettet. Das entstandene Werk, bestehend aus vier Videos und 150 Fotos, fängt im Detail die alltäglichen Routinen des Lebens und der häuslichen Umgebung ein und offenbart dabei viel über ihre Mutter Sally, ihren Vater Eric und sich selbst. Bielefeld sagt: “Menschen sind wirklich komplex – wie kann man ein Leben zusammenfassen, geschweige denn eine Beziehung zu einer Familie? Fotografie und Video werden immer darin versagen, es zu repräsentieren, aber ich hoffe, es bringt [den Betrachter] dazu, über ihre eigenen Beziehungen und ihre Komplexität nachzudenken.”
Das Projekt begann mit einem Video mit dem Titel “Thank you Jesus, for what you are going to do”, in dem Bielefeld, 43, filmte, wie Sally eine tägliche Routine von 13 Minuten langem Planking durchführte und dabei aus dem Gedächtnis Bibelverse rezitierte. Nach Abschluss dieses Videos stellte sich Bielefeld die Frage: “Ich bin eine queer-athistische und feministische Person, und meine Mutter ist evangelikale Christin und sehr konservativ – was bedeutet es, sie in diesem unglaublichen Glauben und dieser Hingabe zu präsentieren?” Die beiden Themen Glaube und Häuslichkeit ziehen sich seit Beginn durch Bielefelds Arbeit.
Bielefeld hat an der Rochester Institute of Technology studiert und ihren Bachelor of Fine Arts in angewandter Fotografie im Jahr 2002 abgeschlossen. Ein Jahr später zog sie nach New York City, wo sie 2006 durch Zufall auf die niederländische Fotografin Rineke Dijkstra traf, die sie dazu inspirierte, Fotografie als Kunstform zu verfolgen. Inspiriert von ihrem eigenen Leben begann sie 2008 mit ihrer ersten Fotoserie „Das Schlafzimmer“. Seitdem hat Bielefeld in verschiedenen Städten gelebt und gearbeitet, ist aber immer wieder nach Milwaukee zurückgekehrt, wo sie auch ihre künstlerische Heimat gefunden hat.
Das Werk von Lois Bielefeld setzt sich mit dem alltäglichen Leben und den Beziehungen der Menschen auseinander. Ihre Serie “To Commit to Memory” zeigt Porträts, die jeweils mit zwei Bildunterschriften versehen sind: eine vom Elternteil, das auf dem Foto abgebildet ist, und eine von der Fotografin selbst. Durch ihre persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen schafft Bielefeld eine intime Darstellung von Leben, Glauben und Identität in unterschiedlichen Lebenssituationen.