Die Ankündigung markiert den bisher konkretesten Schritt im Stahlgeschäftsumbau von Thyssenkrupp, der angesichts nachlassender Nachfrage und brutaler Konkurrenz durch billigere asiatische Rivalen notwendig geworden ist. Die Produktionskapazität am Standort Duisburg wird signifikant reduziert, wobei Maßnahmen zur Stellenstreichung ergriffen werden, die noch nicht quantifiziert werden können. Die Produktionskapazitäten sollen auf etwa 9 bis 9,5 Millionen Tonnen pro Jahr reduziert werden, was ungefähr dem Versandniveau der letzten drei Jahre entspricht. Die heutige Produktionskapazität liegt bei rund 11,5 Millionen Tonnen. Thyssenkrupp Steel Europe beschäftigt rund 27.000 Mitarbeiter, hauptsächlich auf Europas größtem Stahlstandort in Duisburg.
Die Streamlining-Maßnahmen würden sich sowohl auf die Nachbearbeitung als auch auf Verwaltungs- und Servicebereiche auswirken, sagte das Unternehmen und fügte hinzu, dass das Ziel weiterhin darin bestehe, Kündigungen aus betrieblichen Gründen zu vermeiden. Thyssenkrupps Stahlgeschäft, dessen Wurzeln mehr als 200 Jahre zurückreichen, hat als Symbol für Deutschlands Aufstieg zur Industriemacht eine bedeutende Bedeutung – ein Status, der in den letzten Jahren etwas nachgelassen hat. Die Einheit wurde bisher von größeren Restrukturierungsmaßnahmen verschont, geschützt von mächtigen Gewerkschaften, die traditionell großen Einfluss auf den deutschen Konzern ausüben.
Ängste vor einem größeren Wandel im Geschäft wurden im Februar geschürt, als der Vorsitzende von Thyssenkrupp Steel Europe, Sigmar Gabriel, ein ehemaliger deutscher Wirtschaftsminister, warnte, dass das Geschäft sich grundlegend ändern müsse. Zu dieser Zeit sagte Gabriel, dass Thyssenkrupp Steel Europe zwar fast 12 Millionen Tonnen Stahl pro Jahr produzieren könne, aber nur rund 9 Millionen Tonnen verkaufe und möglicherweise in Zukunft noch weniger. Auch Stellenstreichungen schloss er nicht aus. Das Ziel der spartenweiten klimaneutralen Produktion bis spätestens 2045 bleibt unverändert, wie es in der Erklärung heißt. Potenzielle Kapazitätskürzungen sind auch ein Streitpunkt in Gesprächen mit EPH, der Energie-Holding des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky, den Thyssenkrupp als Mitbesitzer der Stahlsparte gewinnen will.