Bewertung: Tanztheater Wuppertal Pina Bausch in Nelken

nrwheute
3 Min. Lesezeit

Das Nationaltheater in Taipei war am 11. März 2018 Austragungsort einer Aufführung von Pina Bauschs Werk “Nelken”. Obwohl das Theater stets bemüht ist, neue zeitgenössische Choreographien oder Inszenierungen zu fördern, sind es immer noch die alten großen Namen, die das Publikum am meisten anlocken. Pina Bausch zählt dazu, denn ihre Werke, obwohl sie bereits vier Jahrzehnte alt sind und sich scheinbar kaum verändert haben, ziehen nach wie vor große Zuschauermengen an.

Inmitten von Tausenden von Nelken handelt das Stück “Nelken” von Liebe, lieben und geliebt werden. Wie viele ihrer Werke erforscht auch dieses Stück menschliche Beziehungen und die zufällige Natur des Lebens, zeitlose Themen, die zum anhaltenden Erfolg des Stücks beitragen. Nelken ist geprägt von einer Mischung aus poetischen, rohen und verstörenden sowie äußerst bizarren Elementen.

Das Stück beginnt sanft mit Momenten der Intimität zwischen den Blüten. Doch bald treten dunkel gekleidete Männer mit Schäferhunden auf und es folgen Passkontrollen, bei denen die Tänzer zu erniedrigenden Handlungen gezwungen werden. Es herrscht eine Atmosphäre der Unterdrückung, die Bausch als Zeitzeugin der Berliner Mauer vermutlich sehr gut verstand. Obwohl die Mauer gefallen ist, gibt es genügend Bezüge, um die Szene auch heute noch nachklingen zu lassen.

Nelken ist ein Werk seiner Zeit, das nicht immer leicht anzusehen ist, da Gewalt und Unterdrückung fast immer von Männern ausgehen, meist gegen Frauen oder wie hier, Männer, die demütigend als Frauen gekleidet sind. Es gibt dennoch Momente, die fesseln, insbesondere Bauschs fast militärische Bewegungen, die sich wiederholen, während die Darsteller auf Stühlen sitzen oder über die Bühne schlängeln. Die einzige wirklich komische Szene des Stücks entsteht bei einem Spiel von “un, deux, trois, soleil”, das in Streit und Zank ausartet.

Tanztheater Wuppertal Pina Bausch hat in den letzten Jahren neue Tänzer hinzugewonnen, die dem Ensemble eine dringend benötigte Frische und Energie verleihen. Dennoch fehlen möglicherweise einige Details und Verständnis für die Tiefe der ursprünglichen Darstellungen, wie es bei den meisten Tanzensembles der Fall ist. Seit Bauschs Tod vor sechs Jahren scheint das Tanztheater Wuppertal manchmal stillzustehen, doch mit den neuen Werken von Dimitris Papaioannou und Alan Lucien Øyen, die später in diesem Jahr präsentiert werden sollen, steht dem Ensemble hoffentlich eine Zeit der Erneuerung bevor. Es ist wichtig, dass die Kompanie mit der Zeit geht, denn die Tanzwelt hat sich weiterentwickelt und das Ensemble muss es auch.

Teile diesen Artikel
Hinterlasse einen Kommentar

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *