Kleines Essen: Ein polnisch-deutscher Ort des (Nicht-)Gedächtnisses. Ausstellung von Fotografien von Prof. Krzysztof Ruchniewicz – Uniwersytet Wrocławski.

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Die Ausstellung dokumentiert die Nutzung von Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkriegs an verschiedenen Orten in Niederschlesien, insbesondere in Jelcz-Laskowice und den benachbarten Dörfern Miłoszyce und Ratowice. Diese Orte sind heute nur noch Ruinen oder Betonflächen, gelegentlich gekennzeichnet durch Gedenksteine, Denkmäler oder symbolische Gräber im Wald. Die Ausstellung verfolgt die Pfade der Vergangenheit, die vom Unkraut des Vergessens überwuchert sind. Die Frage lautet, wie man die Geschichte dieser Erinnerungsorte erzählen kann.

In Jelcz (heute Teil von Jelcz-Laskowice) wurden während des Zweiten Weltkriegs Rüstungsfabriken von Krupp (Bertha-Werke) errichtet, in denen Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Drei Arbeitslager befanden sich in der Nähe: eines für Juden in Laskowice, ein anderes in Miłoszyce, einem der größten Zweige des KZ Groß-Rosen. Nach dem Krieg übernahm die Rote Armee die Krupp Fabriken und verlegte die Ausrüstung tief in die UdSSR. In den folgenden Jahren wurden die verlassenen Hallen in das Jelcz-Automobilwerk umgewandelt, in dem ein Arbeitslager unter dem polnischen kommunistischen Regime errichtet wurde.

Obwohl in den Jahren nach dem Krieg einige Gedenksteine und Denkmäler an die Zwangsarbeit in den Krupp-Fabriken erinnerten, fehlte es lange Zeit an Gedenkstätten in Jelcz-Laskowice, Ratowice und Miłoszyce. Erst in den letzten Jahren begann man, Installationen zu errichten, die an die Gefangenen und ihre Schicksale erinnern. Trotz dieser Maßnahmen ist das „Kleine Essen-Komplex“ immer noch kein Ort des Gedenkens, der stark ins polnische oder deutsche Bewusstsein eingedrungen ist. Es fehlt eine zuverlässige wissenschaftliche Studie zu diesem Thema sowie populärwissenschaftliche und pädagogische Materialien.

Die Ausstellung von Fotografien in Schwarzweiß soll dazu führen, dass diese Orte aus der Vergangenheit wieder ins Bewusstsein treten. Obwohl einige Ruinen noch stehen und identifiziert werden können, sind andere Zwecke immer noch unbekannt. In Miłoszyce sind außer drei Ziegelgebäuden keine Nachkriegsgebäude erhalten geblieben. Die Ausstellung soll die Aufmerksamkeit auf die Problematik des Gedenkens an Zwangsarbeit und deutsche Verbrechen im Zweiten Weltkrieg lenken und dazu beitragen, den gesamten „Kleinen Essen-Komplex“ als deutsch-polnische Gedenkstätte anzuerkennen und ihn ins kollektive Gedächtnis zurückzuführen, nicht nur in Polen, sondern auch in Deutschland.

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