“Lois Bielefelds Fotografie-Ausstellung: Eine Erkundung der Grenzgebiete zwischen Natur und Konstruktion”
Lois Bielefeld: Die Wildnis unserer modernen Welt
In einer Welt, in der fast jeder Winkel unseres Planeten von menschlichen Eingriffen geprägt ist, wirkt der Gedanke an unberührte Wildnis nahezu antiquiert. Kolonialisierung und Ausbeutung haben uns dazu gebracht, die Konzepte von Wildnis und Natur völlig neu zu definieren. Es sind diese Gedanken, denen die Fotografin Lois Bielefeld in ihrem jüngsten Werkzyklus nachgeht und die sie in einer faszinierenden Ausstellung erforscht.
Während einer Reise quer durch die USA wurde Bielefeld auf die überraschenden "Welten" aufmerksam, die sich in den unspektakulären, oft übersehenen Zonen zwischen Autobahn-Ausfahrten und Verkehrskreuzungen befinden. Diese Miniaturbiome sind sorgfältig gestaltete Räume, die dazu dienen, Regenwasser aufzufangen und Verschmutzungen von Straßen und Fahrzeugen zu mildern. In ihrer Ausstellung „its own pristine devices“ in der OS Projects Galerie in Racine, Wisconsin, zeigt Bielefeld, wie diese Grenzgebiete zwischen Natur und Konstruktion neue Perspektiven auf das Leben in unserer modernen Umwelt eröffnen.
Wir alle fahren täglich an diesen Inseln vorbei, oft ohne sie wirklich wahrzunehmen. Dennoch entfalten sie durch Bielefelds Linse eine einzigartige Poesie, die zwischen Naturidyll und urbaner Realität oszilliert. Ihre Fotografien, oft bei Nacht aufgenommen, spielen mit Licht und Schatten auf eine Weise, die an urzeitliche Waldlandschaften von Künstlern wie Gustave Doré erinnert – jedoch mit einem modernen, oft surrealen Touch.
Ein besonderes Highlight der Ausstellung ist das Werk "Ramp I-41S, National Avenue, West Allis, WI". Diese Aufnahme zeigt einen verkümmerten Kiefernbaum, der vor einem fast schwarzen Waldhintergrund leuchtet, während zarte Schneeflocken durch den bläulichen Nachthimmel gleiten. Dieses Bild ruft nostalgische Erinnerungen an die magischen Landschaften hervor, wie wir sie aus C.S. Lewis’ „Die Chroniken von Narnia“ kennen. Bielefeld schafft es, den Betrachter in eine andere Welt zu entführen, während sie gleichzeitig die Brücke zur Realität schlägt.
Ein weiteres faszinierendes Element ihrer Arbeit ist ihre Fähigkeit, den Konflikt zwischen Natur und Künstlichkeit in den Vordergrund zu rücken. Dies zeigt sich deutlich in ihren Darstellungen kalifornischer Verkehrsinseln, auf denen knorrige Bäume mit rotem Plastik umgeben sind – ein Sinnbild für die beständige Spannung zwischen Urbarmachung und Wildnis.
Technisch beeindrucken die Fotografien durch ihre samtigen, matten Oberflächen und die tiefen, intensiven Farben, die eine besondere Haptik besitzen. Die Ausstellung verzichtet bewusst auf Rahmen, um die unmittelbare Wirkung der Bilder nicht zu beeinträchtigen. In einem abgedunkelten Raum der Galerie werden einige Werke zudem auf Lichtkästen präsentiert, was ihnen eine zusätzliche, fast schon dreidimensionale Tiefe verleiht.
Der Titel der Ausstellung, „its own pristine devices“, ist bewusst unvollständig und regt zum Nachdenken an. Würden diese Inseln in ihrer eigenen, ursprünglichen Form weitergedeihen oder unter der Last menschlicher Eingriffe verkümmern? Lois Bielefeld lädt uns ein, über diese Fragen nachzudenken und vielleicht Antworten in ihren faszinierenden Bildern zu finden.
Lois Bielefeld befindet sich offensichtlich in einer neuen Phase ihres künstlerischen Schaffens und ihre Arbeiten sind bereits in renommierten Sammlungen, wie dem Los Angeles County Museum of Art und dem Museum of Modern Art Library in New York, vertreten. Diese Serie zeugt vom offenen Geist einer Künstlerin, die stets bereit ist, neue Möglichkeiten zu erforschen.
„Lois Bielefeld: its own pristine devices“ kann noch bis zum 12. Oktober in den OS Projects, 601 6th Street, Racine, Wisconsin, besichtigt werden.