COP28 Rückblick: Dringende Herausforderungen und Erwartungen an COP29 in Baku
Rückblick auf die COP28: Die Herausforderungen der Klimakonferenzen
Die Bonn-Klimakonferenz (SB60)
Die Bonn-Klimakonferenz (SB60) hat das Ziel, den Fortschritt seit der vorherigen Konferenz der Vertragsparteien (COP28) zu überwachen und wesentliche Maßnahmen für einen erfolgreichen Abschluss der COP29 in Baku, Aserbaidschan, zu identifizieren. Die Hauptthemen, die während der zwei Wochen diskutiert und vereinbart werden sollten, umfassten: den Globalen Bestandsaufnahme (Global Stocktake), das Programm für einen gerechten Übergang, die nationalen Klimaschutzpläne (NDCs), Anpassung, Klimafinanzierung, Transparenz, Marktmechanismen und den Fonds für Verlust und Schäden.
Ein Weckruf: Die Gefahr des Überschreitens ist real
Mit Beginn der Konferenzen brachten 60 Wissenschaftler von [Earth System Science Data](https://www.edelman.com/insights/Nikolaus Schultze, Chair, Climate, EGA) alarmierende Nachrichten: Das Jahr 2023 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Es wurde geschätzt, dass die globale Erwärmung durch menschliche Aktivitäten bis jetzt 1,31 °C über dem vorindustriellen Niveau liegt, was darauf hindeutet, dass das Ziel von 1,5 °C innerhalb der nächsten zehn Jahre überschritten werden könnte. Dennoch gibt es positive Anzeichen: Der Anstieg der CO2-Emissionen hat sich in den letzten zehn Jahren im Vergleich zu den 2000er Jahren verlangsamt.
Nicht im Blick: Mangelnde Fortschritte bei der Bestandsaufnahme
Auf der COP28 wurde ein neuer „UAE-Dialog zur Umsetzung der Ergebnisse der Globalen Bestandsaufnahme (GST)“ ins Leben gerufen, um die Verpflichtungen aus dem GST-Ergebnisdokument voranzutreiben. Die Bonn-Konferenz endete jedoch mit deutlichen Bedenken, dass die erforderlichen Maßnahmen nicht ausreichend verfolgt werden, insbesondere im Hinblick auf das wichtige Programm zur Minderung von Emissionen. Die Konsultationen zu diesem Thema blieben ergebnislos und werden die COP29 erheblich beeinflussen.
Mehr Ambitionen bei den nationalen Klimaschutzplänen (NDCs)
Mit den NDCs 3.0, die bis zur COP30 in Belém, Brasilien, 2025 eingereicht werden müssen, ist eine Schließung der bestehenden Umsetzungslücke erforderlich. Diese nationalen Klimaschutzpläne müssen langfristige Wege zur Einhaltung des 1,5-Celsius-Ziels beinhalten.
Wachstum der Klimafinanzierung (NCQG): Ein einheitlicher Weg bleibt unklar
Das Neue Kollektive Quantifizierte Ziel (NCQG) zur Klimafinanzierung ist dazu gedacht, Entwicklungsländer und besonders bedürftige Personen bei der Bewältigung der Klimakrise zu unterstützen. Indien, unterstützt von KSA, den VAE und Ägypten, schlug vor, eine jährliche Finanzierung von 1 Billion USD anzustreben. Ungeklärte Fragen bleiben hinsichtlich der Definition von Klimafinanzierung, der Angemessenheit des Zeitrahmens und dem Monitoring von Finanzflüssen.
Herausforderungen bei Marktmechanismen
Die technischen Diskussionen über die Genehmigungen und Registrierungen verzögern den Fortschritt bei den Marktmechanismen (Artikel 6.2 und 6.4). Aktuell sind Maßnahmen zur Emissionsvermeidung und zur Verbesserung des Naturschutzes weiterhin ausgeschlossen.
Die Zukunft des Verlust- und Schadensfonds
Die Gespräche über die vorübergehenden Hosting-Vereinbarungen mit der Weltbank dauern an, wobei Bedenken hinsichtlich hoher Verwaltungsgebühren und Kontrolle bestehen. Der Fortschritt bei der Anpassung bleibt jedoch unzureichend, da nur 57 Länder ihre nationalen Anpassungspläne eingereicht haben.
Transparenz als Werkzeug
Unter dem Pariser Abkommen haben die Vertragsparteien zugestimmt, in diesem Jahr erste Biennial Transparency Reports vorzulegen. Ein neues Berichterstattungstool soll bis zum 30. Juni 2024 bereitgestellt werden.
Den gerechten Übergang fördern
Das Arbeitsprogramm zum gerechten Übergang wurde auf der COP27 ins Leben gerufen. Im Rahmen des „UAE-Arbeitsprogramms für gerechten Übergang“ fand ein Dialog statt, in dem Erfahrungen über Übergangswege ausgetauscht wurden, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen.
Ausblick auf die COP29
Die entscheidende Frage, die über den Erfolg der COP29 entscheidet, bleibt die Definition der zu vereinbarenden Haushaltsmittel für Klimafinanzierung. Die Erkenntnis, dass die erforderlichen Ressourcen nicht nur in Milliarden, sondern in Billionen zählen, setzt die Akteure unter Druck. Zusätzlich wird auf die Notwendigkeit hingewiesen, dass die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 43 % gesenkt werden müssen, um den wissenschaftlichen Erkenntnissen gerecht zu werden. Die Dringlichkeit des Klimawandels ist weltweit spürbar, doch an klaren Wegen zur Förderung der Anpassungsambitionen und Unterstützung der bereits Betroffenen fehlt es nach wie vor.
Nikolaus Schultze ist Vorsitzender für Klima bei EGA.